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1. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 288

1864 - Breslau : Leuckart
283 Geographie. Holländer gehören zum deutschen Volksstamme, sind treffliche Seeleute, bauen gute Schiffe, treiben Handel, ziehen auf den Häringsfang, verfertigen schöne Leinwand und feines Papier. Ihre Religion ist die reformirte. Holland hat Besitzungen auf der Insel Java, den Molucken und in Südamerika. Die Hauptstadt Amsterdam liegt an einem Meerbusen, genannt Südersee; sie ist von Kanälen durchschnitten, und die Häuser stehen auf einge- rammten Pfählen. Stürme und hohe Fluthen verursachen nicht selten Ueberschwemmungen. Die vielen Kanäle gewähren zwar dem Handel große Bequemlichkeit, allein sie verbreiten in heißen Tagen einen widrigen Geruch und manche Krankheiten; auch hat die Stadt Mangel an trinkbarem Wasser. Die Residenz des Königs, Haag, ist ein offener und freundlicher Ort. Belgien war sonst mit Holland vereinigt; jetzt macht es ein besonderes Königreich aus, das von Frankreich, Deutschland, Holland und der Nordsee umgeben ist. Gegen Mittag hat das Land einige Hügelreihen, verflacht sich aber nach Mitternacht hin. Die Maas und Schelde sind die Hauptflüsse. In dem südlichen Theile findet man gute Steinkohlen, Eisenerze und Galmei. Der fruchtbare Boden erzeugt viel Getreide, Gemüse und Obst. Das Volk ist ein Gemisch von Wallonen und Deutschen; es bekennt sich zur katholischen Religion. Belgien hat zahlreiche Fabriken, in denen feine Tücher und Zeuge verfertigt werden. Die Residenz- stadt ist Brüssel. Antwerpen treibt einen starken Seehandel. Dänemark, ein Königreich, besteht aus der Halbinsel Jüt- land und mehreren Inseln, worunter Seeland, Fünen, La a - land, Falster, Bornholm, Island. Das Land hat weder Gebirge noch bedeutende Flüsse. Der Boden ist verschie- den, auf den Inseln im Kattegat meist fruchtbar. Hauptprodukte sind: Getreide, Vieh und Fische. Die Dänen gehören zum ger- manischen Stamme und sind lutherische Christen. Die Haupt- stadt Kopenhagen befindet sich auf der Insel Seeland. Island, d. h. Eisland, ist eine höchst merkwürdige Insel. Sie liegt weit im Norden, zum Theil in der kalten Zone, näher an Amerika als an Europa, und zeigt recht deutlich, welche außerordentliche Wirkungen Feuer und Wasser auf der Erde hervorzubringen im Stande sind. Die ganze Insel gewährt einen schauererregenden Anblick. Sie wird von hohen, kahlen, mit ewigem Schnee und Eis bedeckten Gebirgen durchschnitten; überall sind schroffe Felsen, mit Lava übergossene Strecken und Spuren von verwüstenden Erdbeben sichtbar. Nur selten trifft man einzelne Wiesen und Ackersllicke, kümmerliche Gebüsche von verkrüppelten Birken und Tannen an, die etwa 2 bis 3 Ellen hoch werden. Der Boden ist zerrissen, wie durchwühlt, voll

2. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 258

1864 - Breslau : Leuckart
258 Geographie. und daher gegen sein Ueberfluthen durch große Dämme geschützt werden müssen. Manche Ebenen haben eine weite Ausdehnung Einige sind etliche tausend Fuß über der Meeresfläche und heißen Hochebenen. In Asien findet man unter dem Namen von Steppen beträchtliche Niederungen. Sie zeichnen sich zum Theil durch ihren Mangel an süßem Wasser, einen sandigen und salzigen Boden und deshalb auch durch Salzseen und Salzflüsse aus. Andere sind fruchtbar und wasserreich, haben, obwohl von Bäu- men entblößt, schönen Graswuchs und sind darum sehr geeignet zum Aufenthalte zahlreicher Hirtenvölker. Ferner bietet die Ober- fläche der Erde große Ebenen, besonders in den heißen Gegenden dar, welche mit einem trocknen, unfruchtbaren Sande bedeckt sind, und wo die Sonnenhitze keine Pflanzen aufkommen läßt. Das sind Wüsten, von denen die bedeutendsten Afrika enthält. Die eine, Sahara, befindet sich im Norden dieses Erdtheils, ist über 200 Meilen lang und fast eben so breit. In derselben trifft man einzelne fruchtbare, wasserhaltige Stellen, Oasen genannt, die in dem unermeßlichen Sandmeere als Inseln zu betrachten sind; sonst ist sie eine todte Sandfläche ohne Gewächse und Thiere. Und doch wird diese Wüste von vielen tausend Men- schen alljährlich durchwandert. Die Reisenden wählen die beste Jahreszeit, versammeln sich zu Hunderten und bilden einen Zug, Karavane genannt. Sie führen Lebensmittel, Zelte, Wasser in ledernen Schläuchen mit sich und laden alles dies auf Kameele. Jene Oasen sind für solche Züge außerordentlich wichtig; denn hier findet der Mensch und sein Lastthier nach den überstandenen Mühseligkeiten Wasser und Früchte zur Labung; hier kann er seine Zelte aufschlagen und der Ruhe pflegen. Ueber die ganze Ebene erblickt das Auge nur leichten Flugsand, der, vom Winde getrieben, die Luft als feiner Nebel erfüllt. Wo der Sand fehlt, kommen Felsenstücke, meist Kalksteine vor, oder der Boden ist mit grobem Kies belegt. An einzelnen Stellen der Wüste gelingt es, durch angestrengte Nachgrabungen Wasser zu erhalten, wel- ches dann zuweilen reichlich fließt, aber nicht selten salzig und trübe ist. Dergleichen Brunnen werden jedoch, wenn sie mit Sand verweht sind, nicht wieder aufgefunden, und die Reisenden können ihre leeren Schläuche nicht füllen. Einst mußte eine Karavane von 2000 Personen und 1800 Kameelen vor Durst jämmerlich umkommen, weil ein Ruheplatz, auf den man rech- nete, kein Wasser mehr darbot. Der Samum, ein trockner heißer Wind, ist dort allen athmenden Wesen höchst gefährlich. Die Körper von Menschen und Thieren, welche in der Wüste umgekommen sind, gehen nicht in Fäulniß über, sondern werden so ausgedörrt, daß z. B. ein daliegendes Kameel, das im vor-

3. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 387

1864 - Breslau : Leuckart
Das Pflanzenreich. 387 nen liefert, wächst in Asien wild. Der Samen ist ein Lieblings- futter vieler Vögel und gibt ein gutes Oel. Die frische Pflanze wirkt betäubend. — Die Pappeln, und zwar die Silber- pappel, die Espe, die gemeine, die italienische und die Bal- sampappel haben ein schnelles Wachsthum, werden jedoch von vielen Insekten heimgesucht. — In dieser Klasse befinden sich auch die meisten Palmen, die aber nur den warmen Ländern angehören. Die Palmen haben einen starken schuppigen Stamm, der bei einigen Arten ganz niedrig, bei andern über 150 Fuss hoch wird, keine Aeste, sondern oben einen dicken Busch von grossen Blättern und dazwischen Blüthen oder Früchte trägt. In der 23. Klasse kommen auf einer Pflanze dreier- lei Blumen vor, Zwitter, dann solche, die lauter Staubfäden, und ferner solche, die nur Stempel tragen. Da die Kenn- zeichen nicht recht haltbar sind, so lässt man gegenwärtig diese Klasse eingehen und stellt die Gewächse derselben unter andere. Es gehören hierher die Ahorne. Zur 24. Klasse sind diejenigen Gewächse gezogen wor- den, an denen man keine Blüthen, Staubfäden und Stempel wahrnehmen konnte, die aber doch einen staub- artigen Samen tragen. In dieser Klasse sind mehr Pflanzen- arten vorhanden als in allen vorangegangenen insgesammt. Man macht aus ihnen 4 Hauptabtheilungen: Farrenkräuter, Moose, Schwämme und Flechten. — Bei den Far- renkräutern kommen aus der Wurzel gewöhnlich lang- stielige gefiederte Blätter. Diese haben auf der Rückseite in eigenen Pünktchen eine Menge Kapseln, welche den Samen einschließen. Die Pflanzen stehen gern an feuch- ten, schattigen Orten, in Wäldern, Hohlwegen, im Gebirge zwischen Steinen und Felsenklüften. Bei einigen Arten werden die Blätter 2 bis 3 Fuss, bei andern kaum eine Spanne lang. Die meisten verbreiten einen eigenen Geruch. Von manchen gebraucht man die Wurzel als Arznei. In unserm Hochgebirge, wo ganze Berglehnen mit Farrenkräutern bedeckt sind, brennt man sie zu Asche für die Seifensieder. — Die Moose sind mannigfach gestaltet. Man findet sie auf Sümpfen, feuchten Wiesen und an alten Baumstämmen. Die kalte Zone ist besonders reich an Moosen; dort wachsen sie sogar unter dem Schnee und liefern den Rennthieren eine gesunde Nahrung. — Die Flechten zeigen sich als ein schorfartiger Ueberzug an Wänden, Dächern, Bäumen und Steinen in verschiedenen Fär- bern Sieht man diesen Ueberzug genau an, so nimmt man wahr, dass er aus einem Blätterwerk besteht, zwischen dem sich Kügelchen, Knäulchen oder Näpfchen befinden, und das sind

4. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 269

1864 - Breslau : Leuckart
Der Sinai. 269 Das Hirschberger Thal ist eine der freundlichsten Partieen des Riesengebirges, das vom Bober durchströmt wird. Hier sind die merkwürdigsten Orte: Warmbrunn, das weltberühmte Bad, dem so mancher Gichtkranke seine Heilung verdankt — Fischbach, der liebliche Sommeraufenthalt des verstorbenen Prinzen Wilhelm — und Erdmannsdorf, das Friedrich Wil- helm m. zu einem Lustorte umgeschaffen hat. * Der Sinai. In seltsamen Umrissen, düster und drohend, steigen die Vorberge des Sinai in die Höhe, steil und wild durcheinander geworfen, als wollten sie jeden Zutritt zu dem innern Heilig- thume verwehren. — Das eigentliche Gebirge besteht aus Por- phyr und Granit. Von der Gluth der Sonne geschwärzt, von dem Anprall der Gewitterstürme zerrissen, bald überhängend, bald senkrecht aufgerichtet, nehmen die Felsen immer wunder- samere Formen an. Ueber die rothbraunen Flächen der Granit- wände sieht man hier und da wilde Streifen von dunkelblauer Stahlfarbe gezogen, gleich als hätte der Blitz darin seine Feuerbahn durchlaufen, als hätte der Finger Gottes auf diese Felsen seinen Namen geschrieben. Die Thäler des Sinai sind zum Theil wüst und öde, mit ungeheuren Steinblöcken und Felsengeröll überlagert oder mit Triebsand überdeckt; andere dagegen sind fruchtbar und wohlbewässert. In den Betten der Winterströme wächst Gebüsch und Weide genug für die Heer- den eines wandernden Hirtenvolkes. Ein Thal besonders, wel- ches sich durch die Bergstrecken windet, ist lieblich. Dort blüht die vaterländische Königskerze auf sonnigen Hügeln; hochstämmige Dattelpalmen treten am Quell gesellig zusammen; prachtvolle Schmetterlinge gaukeln durch die klare Luft; und während das freigelassene Kameel des Pilgers am Ginster rupft, lockt ihn selber ein Honiggeruch in das baumhohe Tamariskengebüsch, an dessen Zweigen das Manna wie geron- nene Thautropfen, wie glänzende weisse Perlen hängt. — Von hier aus tritt man in das Scheikthal, welches im wei- ten Bogen die Nordseite des innern Gebirges umkreist und ernst und grossartig bis an den Fuss des höchsten Gipfels empor- führt. Eine breite schöne Ebene bildet den Vorplatz des hei- ligen Berges. Sie ist mit Gesträuch und Kräuterbüschen beklei- det; aber nackt, mit zersplitterten Spitzen umschliesst das Granitgebirge diesen Raum, und in feierlicher Erhabenheit ragt die dunkle Vorwand des Horeb empor. Seitwärts führt eine enge Felsspalte bis zum Rücken des Berges hinauf in ein tiefes, von Gebüsch begrüntes Becken, um welches 12 Bergspitzen

5. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 271

1864 - Breslau : Leuckart
Die Insel Rügen. 271 -wird von Westphälingern bewohnt, die schon vor 600 Jahren eingewandert sind, aber dennoch ihre eigenthümlichen Sitten und ihre Tracht bewahrt haben. — Wenn du auf der Insel umherwanderst, so führt dich der Weg über Berg und Thal, Feld und Wald, Haideland und Dünenland, Sumpfland und Felsland. Willst du die ganze Insel wie eine Landkarte vor dir sehen, so musst du entweder auf das schöne Jagdschloss des Fürsten von Eutbus steigen, oder auf den Rugard, den höchsten Berg der Insel bei der Stadt Bergen. Von hier aus erblickst du gegen Norden den Leuchtthurm, der oben rund- herum zolldicke Glasscheiben hat, hinter welchen in schön polirten Hohlspiegeln von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang viele Lampen ihr Licht in die See hineinsenden, damit die Sehrte in dunkler Nacht nicht gegen das Vorgebirge anfahren und scheitern. Weiter rechts vom Thurme erhebt sich ein grüner Waldrücken, der unter seinen herrlichen Buchen und Rüstern einen See birgt. Um den See zieht sich an einer Seite ein hoher, mit Bäumen besetzter Wall, hier ist der Herthasee und die Herthaburg, wo die alten Rügener die Göttin Hertha verehrten. Die Sklaven, welche die Göttin in ihrem mit weissen Kühen bespannten Wagen umhergefahren hatten, wurden in den dunklen Fluthen des Sees versenkt. Nicht weit Die Stubbenkammer. davon ist ein steiler 500' hoher Kreideabhang, der gegen den See hart abfällt, die Stnbbenkammer. Eine steile Schlucht, in

6. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 277

1864 - Breslau : Leuckart
Die Haiden in der Mark. 277 Fischer und Fischerinnen; der Rauch schlängelte sich von ihren gastlichen Hütten durch die Kieferwälder, und jeder Fremde, der an ihre Schwelle trat, war willkommen. — Die sind nicht mehr. Der Deutsche vernichtete ihre Götterbilder; er ver- brannte ihre Wohnungen, er machte sie zu Sklaven, oder scheuchte sie in die Sümpfe. Da zumal sind die Haiden lang und öde, wo die Marken an die Lausitz stossen. Kaum mit dürrem Haidekraut ist auf lange Strecken der unfruchtbare Boden bewachsen, und die Kiefern starren traurig in die Wolken. Hierhin folgte kaum der Zorn des Sachsen dem flüchtigen Wenden. Er liess ihn sitzen in den Sumpfwäldern der Spree und auf den Sand- flächen, wo nur der Buchweizen gedeiht. — Lange noch ward hier wendisch gesprochen weit und breit, und noch jetzt sitzt ein zerstreutes, vereinzeltes Völkchen dort, hangend an alter Sitte und Sprache. Durch diese Haiden führte der alte Weg ins Sachsenland und nach Böhmen. Wer ihn zog, sah sich wohl vor. Der Herbergen gab es kaum eine, auch Schlösser und Grenzbnrgen wenige. Und wenn ein einzelner Wanderer allein des Weges zog, war ihm doch die Einsamkeit fast lieber, als wenn er im Busch das Laub rascheln hörte. Er bekreuzte sich und horchte, und mit verhaltenem Athem schritt er vorsichtig zu. Wie schauten zwei Wanderer, die sich begegneten, jeder den andern von fern an, ehe sie näher traten! Und so sie mit einander sprachen, wogen sie die Worte ab. Und war’s geschehen, und waren sie aneinander vorüber, dann nahm jeder wohl noch die Hacken in die Hand; wer war sicher, ob der andere nicht hinter ihm Kehrt machte und hinterrücks ausführte, was er Stirn gegen Stirn nicht gewagt! Und die rohen Holz- kreuze hie und da am Wege, wo Einer erschlagen ward, und fromme Leute hatten es ihm errichtet, gaben Grund genug zu solcher Furcht. Da bleichte wohl gar im Dickicht ein weisses Gebein, und es waren keines Pferdes, keines Hundes und keines Wolfes Knochen. Oder sie hatten, wenn gute Leute einen Schnapphahn fingen, und er gerichtet ward, an Ketten ein Glied von ihm am Baum aufgehängt. Auch Stein- haufen sah man dort. Wo ein Mann unter schlimmen Händen blutete, ist’s jedes Vorübergehenden fromme Pflicht, dass er einen Stein hinwirft; denn wer errichtet dem Armen einen Leichenstein? So werden aus den Steinlein grosse Haufen, und der fromme Wandersmann betet still für die Seele und weiss doch nicht, wem es gilt, ob es ein Feind ihm war oder ein Freund.

7. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 278

1864 - Breslau : Leuckart
278 Geographische Schilderungen. Schon im Sommer, wenn der Himmel klar ist und die Sonne niederbrennt auf die Kiefern und Haidefelder, ist die 'Einsamkeit dort gar schaurig. Wenn sich so kein Lüftchen regt, und die Kiefern schwitzen Harzdünste aus, die die Sinne befangen, und die Wespen und Bienen summen um die violetten Haideblütheu; wenn ringsum nichts zu hören ist, als der Specht, der gegen die Bäume hämmert; und dein eigner Fusstritt, lie- der Wandersmann, der auf den glatten Kiefernadeln glitscht, und der Sand ist so heiss, und du kommst nicht weiter: dann wird dir recht bange in der märkischen Haide, und du horchst, wenn ein Lüftchen geht und die Kieferwipfel wiegt, wenn die ausgedörrten Stämme knarren und ein Eichhörnchen von Ast zu Ast raschelt. Dein Gaumen ist trocken, und du beissest in die Spitzen der frischen Kiefernadeln, die so gewürzhaft sind. Es ist dir aber keine Erfrischung. Und das Wasser, wenn dein Auge es wo sieht, bietet dir auch keine Labung. Roth, grün und gelb schillert es aus der Tiefe dir entgegen, von Schilf und Binsen umkränzt, und weisse Mummeln schwim- men auf dem tückischen Wasserspiegel, und darunter singen Frösche einen unheimlichen Gesang. Und ist’s schon so im Sommer, wie erst im Herbst, wie im Winter, wo das ohnehin sparsame Laubholz sein grünes Kleid abgeworfen hat, und der Sturm die braunen Blätter über die Haiden fegt! Der klare frische Wintertag, das ist freilich ein Weihnachtsfest, und auch die Haiden feiern es mit. Da strecken aus der weissen Schneedecke die Kiefern ihre dunkel- grünen Arme und Häupter empor. — Aber es ist nicht immer Weihnachten im Winter. Das Himmelslicht ist mit düstern Schneewolken gedämpft, es rieselt kalt und nass herab; es droht unheimlich, und kalte Stürme peitschen die Wolken. Dann ist’s in den Haiden schauerlich; und wen der Wind treibt, und der Schnee ereilet, und er hat den Weg verloren und sucht ein Obdach, das er nicht weiss, und die Nacht kommt über ihn — dem sei Gott barmherzig! * Die Marschen an der Nordseeküste. Die Nordsee ist an den deutschen Küsten bis weit vom Strande hinaus sehr seicht. Eine lange Reihe von Sandbänken umgibt die Küste in meilenweiter Entfernung. Bis zu ihnen hin wird bei der Ebbe der Boden ganz oder fast ganz trocken, so dass man von einer Insel zur andern waten kann. Daher heisst dies Land „das Watt.“ Zur Fluthzeit steht das Wasser einige Fuss hoch über dem Watt. Der erdige Niederschlag, den die Flüsse dem Meere zuführen, legt sich an die Küste

8. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 327

1864 - Breslau : Leuckart
Allgemeine Eigenschaften der Körper. anwenden; denn die Theile dieser Dinge hängen mehr oder weniger stark aneinander. Dieses Festhalten nennt man den Zusammen- hang. Die Theile mancher Körper, die des Holzes und der Metalle, sind so fest an einander, daß große Gewalt erforderlich ist, um sie zu trennen. Bei andern dagegen, z. B. beim Wasser und Oel, geschieht die Trennung leicht. Hier verschieben oder sondern sich die Theilchen schon durch die leiseste Berührung. Die erstern heißen daher feste, die letztem flüssige Körper.— Einige Natur- forscher haben Versuche über die Stärke und Festigkeit der Körper angestellt. Sie ließen gewisse Körper von gleicher Länge und Dicke durch ein Gewicht zerbrechen oder zerreißen und schrieben dann demjenigen die größte Stärke zu, welcher zum Auseinanderbringen das meiste Gewicht erforderte. Auf diese Art fanden sie, daß Stahl, Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Zinn, Blei, in der Ord- nung, wie sie hier folgen, abnehmende Festigkeit besitzen: Stahl also die größte, Blei die geringste. Die Hölzer stellt man nach ihrer Stärke so auf: Eiche, Erle, Rothbuche, Esche, Weißbuche, Weißdorn, Weide, Tanne, Ulme, Kirschbaum, Linde, Birnbaum, Pflaumbaum, Fichte. Durch jene Versuche erfuhr man ferner, daß ein seidener Faden drei mal mehr aushält als ein eben so dicker leinener; daß ein ungebleichter Faden fester ist als ein gebleichter; daß ein stark gedrehter Strick weniger trägt als ein schwach gedrehter. Wie nützlich solche Kenntnisse von der Festigkeit der Körper sein müssen, wird jeder leicht einsehen. Weiß man, wie viel mal ein gewisses Holz oder Metall stärker ist als ein anderes, so kann man sich beim Bauen von Häusern und Mühlen, beim Verfertigen von Wagen, Behältnissen, Werkzeugen und Gerätschaften darnach rich- ten. Manche Gegenstände können fester gemacht werden, als sie ursprünglich sind; z. B. Tuch und wollene Zeuge durch das Walken, die Metalle durch ein mäßiges Hämmern. Gewisse Zusätze vermeh- ren die Festigkeit eines Metalles; auch sind zwei Metalle, mit einan- der vereinigt, gewöhnlich stärker, als jedes allein war. So hält ein Gemisch von Blei und Zinn besser, als Blei oder Zinn für sich. Messing ist fester als Kupfer und Zink, woraus man es verfertigte. Die Festigkeit der Körper richtet sich nicht immer nach ihrer Dichtig- keit; denn Gold ist viel dichter als Eisen und doch bedeutend schwächer. 6. Bewegbarkeit. Wird ein Körper getheilt, so bleiben die Theile nicht auf der Stelle, wo sie waren, sondern sie kommen auf eine andere. Auch ganze Körper können auf einen andern Ort gesetzt werden, als der ist, wo sie eben sind; der Tisch, das Buch, die Tafel lassen sich weiter rücken oder forttragen; selbst ein Haus kann man niederreißen und auf einem andern Platze wieder bauen, und Sturmwinde haben wohl die größten Gebäude umgestürzt. Es können daher die Körper ihre Stelle verlassen, und indem dies

9. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 318

1864 - Breslau : Leuckart
318 Geographie. Parana und Uraguay. Große Seen sind im Norden des Erdtheils: Ontario, Erie, der Obersee, der Winnipeg- und der Skkavensee. — Nordamerika hat weite Ebenen am Missisippi; sie sind mit hohem Grase bewachsen und werden Savannen genannt. In Südamerika gibt es noch bedeutendere Flächen am Silberflusse und dem Marannon, die Pampas, welche zwar mitunter salzhaltigen Boden enthalten, jedoch viel grasreicher als die asiatischen sind. Obschon ein Theil von Amerika unter den Gleicher fällt, so herrscht doch nirgends eine afrikanische Hitze; denn die Länder zwischen den Wendekreisen liegen dort sehr hoch und in der Nähe des kühlenden Meeres. In den gemäßigten Zonen herrscht beträcht- liche Kälte. Der Boden zeigt im Allgemeinen eine außerordent- liche Fruchtbarkeit: große Wüsten sind nicht vorhanden. Das Pflanzenreich findet man in ausgezeichneter Fülle. Unter den Waldbäumcn gibt es Tannen, Cypressen, Cedern, den Maha- gony- und Brasilienbaum, gegen 50 Arten von Eichen, viele Arzneigewächse. Mehrere Pflanzen sind aus andern Erdtheilen dahin versetzt und gedeihen ausnehmend; so der Kaffeebanm, das Zuckerrohr, der Indigo, die Baumwollenstaude, unsere Obst-und Getreidearten. Viele amerikanische Gewächse sind dagegen die Zierde unserer Gärten; eines darunter, die Kartoffel, ist ein Hauptnahrungsmittel geworden. Von Säugethieren besaß Ame- rika nicht viele. Unsere Hausthiere, Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, Hunde, wurden erst aus Europa dahin gebracht, haben sich jedoch so vermehrt, daß man in den weiten südlichen Ebenen zahllose Heerden wilder Pferde und Rinder antrifft und jährlich Tausende blos der Häute wegen, die ein wichtiger Handelszweig sind, erlegt. Das mitternächtliche Amerika nährt viele Pelzthiere, als: Seeottern, Fischottern, Biber, Bären, Wölfe und Jaguare. Auch trifft man daselbst den Bison, einenchnlden Ochsen, Hirsche, Rehe, Rennthiere und den Tapir. Im Süden sind Beutelthiere, Gürtelthiere, das Lama und eine Menge Affen aus dem Geschlechte der Meerkatzen einheimisch. Eine Unzahl von Vögeln belebt die Wälder, Gebüsche, Wiesen, Felder, und Gewässer, vom klei- nen Kolibri bis zum großen Kondor; sie zeichnen sich durch selt- same Gestalt, prachtvolles Gefieder und herrlichen Gesang aus. Die Amphibien sind häufig und zum Theil gefährlich, wie die Klapperschlange, die Boa, der Kaiman.— Der Erdtheil enthält die metallreichsten Länder, in denen Gold, Platina, Silber, Kupfer und Eisen gefunden werden. Das Menschengeschlecht steht an körperlicher und geistiger Kraft den Bewohnern der östlichen Erdhälfte nach. Man nennt noch jetzt die Eingebornen Indianer oder Wilde. Sie bildeten | " '■ t •*■’*/** /1 /£ — /J Ss . / 11 fv, p j 3r Zf .

10. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 322

1864 - Breslau : Leuckart
322 Geographie. meilenweit alle Felder und Gärten. Neunzig Schiffe, mehrere hundert Häuser, über 300 Menschen waren in dem Zeitraume von wenig Minuten vernichtet. — Die meisten der westindischen Inseln zeichnen sich durch ungemeine Fruchtbarkeit aus. Ihre Haupterzeugnisse bestehen in Zucker, Kaffee, Baumwolle, Tabak, Indigo und Mahagoniholz. Die Bewohner sind Europäer, deren Nachkommen und Neger. Kuba, die größte der Antillen, und Portoriko gehören den Spaniern; Jamaika, Antigua, Barbadoes, Trinidad und andere den Engländern. Frank- reich besitzt Martini! und Guadeloupe. Die Holländer haben Curassao und Aruba. Australien. So nennt man das Festland Neuholland nebst einer Menge Inseln im stillen Weltmeer, die größtentheils erst im vorigen Jahrhundert nach und nach entdeckt worden sind. Die Kenntniß von Neuholland reicht nicht weit über die Küsten hinaus. An der Ostküste hat man Gebirge überschritten, die so hoch als die Karpathen sind, und herrliche Landschaften gefunden. Gegen tausend Pflanzenarten wurden entdeckt. Unter den Thie- ren ist hier das Känguruh und das merkwürdige Schnabelthier. Es gibt dort viele Cedern und Akazien; auf der nahe liegenden Vandiemen-Jnseln stehen Eukalyptusbäume von 160 Fuß Höhe und 30 Fuß im Umfange. Treffliche Weiden nähren zahlreiche Heerden feinwolliger Schafe von europäischer Abkunft. Die Eingebornen von Neuholland scheinen zum Negerstamme zu gehören. Sie sind bald schwarz, bald braun; das Haar ist bei den meisten kraus, der Kopf affenartig, die Lippen sind dick, die Augen liegen tief. Sie haben fast keine Bedeckung, bemalen den Körper, besonders das Gesicht und tragen Knochen oder Rohr in dem durchbohrten Nasenknorpel. Ihre Nahrung besteht in Fischen, Muscheln, wildwachsenden Früchten und Wurzeln; vom Ackerbau wissen sie nichts. Sie besitzen elende Hütten aus Baumzweigen, kein Hausgeräth; selten sieht man bei ihnen Kähne aus Rinde. Die in Wäldern wohnenden erklettern äußerst schnell und geschickt die höchsten Bäume, um Thiere zu erhaschen. Sie sind falsch und rachsüchtig; ohne alle Veranlassung überfallen sie die Fremden, mit denen sie so eben freundlich umgingen, und einen Augenblick darauf sind sie wieder ruhig und gleichgiltig. Ihre Waffen bestehen in Schilden von Holz oder Rinde, in Speeren von 12 Fuß Länge, welche sie auf hundert Schritt mit großer Sicherheit werfen. Feuer machen sie durch Zusammen- reiben zweier Hölzer an. Die Engländer haben aus der Süd- küste eine Niederlassung gegründet, deren Hauptstadt Sidney
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