283
Geographie.
Holländer gehören zum deutschen Volksstamme, sind treffliche
Seeleute, bauen gute Schiffe, treiben Handel, ziehen auf den
Häringsfang, verfertigen schöne Leinwand und feines Papier.
Ihre Religion ist die reformirte. Holland hat Besitzungen auf der
Insel Java, den Molucken und in Südamerika. Die Hauptstadt
Amsterdam liegt an einem Meerbusen, genannt Südersee; sie
ist von Kanälen durchschnitten, und die Häuser stehen auf einge-
rammten Pfählen. Stürme und hohe Fluthen verursachen nicht
selten Ueberschwemmungen. Die vielen Kanäle gewähren zwar
dem Handel große Bequemlichkeit, allein sie verbreiten in heißen
Tagen einen widrigen Geruch und manche Krankheiten; auch hat
die Stadt Mangel an trinkbarem Wasser. Die Residenz des
Königs, Haag, ist ein offener und freundlicher Ort.
Belgien war sonst mit Holland vereinigt; jetzt macht es ein
besonderes Königreich aus, das von Frankreich, Deutschland,
Holland und der Nordsee umgeben ist. Gegen Mittag hat das
Land einige Hügelreihen, verflacht sich aber nach Mitternacht hin.
Die Maas und Schelde sind die Hauptflüsse. In dem südlichen
Theile findet man gute Steinkohlen, Eisenerze und Galmei. Der
fruchtbare Boden erzeugt viel Getreide, Gemüse und Obst. Das
Volk ist ein Gemisch von Wallonen und Deutschen; es bekennt
sich zur katholischen Religion. Belgien hat zahlreiche Fabriken, in
denen feine Tücher und Zeuge verfertigt werden. Die Residenz-
stadt ist Brüssel. Antwerpen treibt einen starken Seehandel.
Dänemark, ein Königreich, besteht aus der Halbinsel Jüt-
land und mehreren Inseln, worunter Seeland, Fünen, La a -
land, Falster, Bornholm, Island. Das Land hat
weder Gebirge noch bedeutende Flüsse. Der Boden ist verschie-
den, auf den Inseln im Kattegat meist fruchtbar. Hauptprodukte
sind: Getreide, Vieh und Fische. Die Dänen gehören zum ger-
manischen Stamme und sind lutherische Christen. Die Haupt-
stadt Kopenhagen befindet sich auf der Insel Seeland.
Island, d. h. Eisland, ist eine höchst merkwürdige Insel.
Sie liegt weit im Norden, zum Theil in der kalten Zone, näher
an Amerika als an Europa, und zeigt recht deutlich, welche
außerordentliche Wirkungen Feuer und Wasser auf der Erde
hervorzubringen im Stande sind. Die ganze Insel gewährt
einen schauererregenden Anblick. Sie wird von hohen, kahlen,
mit ewigem Schnee und Eis bedeckten Gebirgen durchschnitten;
überall sind schroffe Felsen, mit Lava übergossene Strecken und
Spuren von verwüstenden Erdbeben sichtbar. Nur selten trifft
man einzelne Wiesen und Ackersllicke, kümmerliche Gebüsche von
verkrüppelten Birken und Tannen an, die etwa 2 bis 3 Ellen
hoch werden. Der Boden ist zerrissen, wie durchwühlt, voll
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Ortsnamen: Holland Südamerika Amsterdam Holland Frankreich Deutschland Holland Nordsee Seeland Bornholm Island Seeland Island Amerika Europa
258
Geographie.
und daher gegen sein Ueberfluthen durch große Dämme geschützt
werden müssen. Manche Ebenen haben eine weite Ausdehnung
Einige sind etliche tausend Fuß über der Meeresfläche und heißen
Hochebenen. In Asien findet man unter dem Namen von
Steppen beträchtliche Niederungen. Sie zeichnen sich zum Theil
durch ihren Mangel an süßem Wasser, einen sandigen und salzigen
Boden und deshalb auch durch Salzseen und Salzflüsse aus.
Andere sind fruchtbar und wasserreich, haben, obwohl von Bäu-
men entblößt, schönen Graswuchs und sind darum sehr geeignet
zum Aufenthalte zahlreicher Hirtenvölker. Ferner bietet die Ober-
fläche der Erde große Ebenen, besonders in den heißen Gegenden
dar, welche mit einem trocknen, unfruchtbaren Sande bedeckt
sind, und wo die Sonnenhitze keine Pflanzen aufkommen läßt.
Das sind Wüsten, von denen die bedeutendsten Afrika enthält.
Die eine, Sahara, befindet sich im Norden dieses Erdtheils, ist
über 200 Meilen lang und fast eben so breit. In derselben trifft
man einzelne fruchtbare, wasserhaltige Stellen, Oasen genannt,
die in dem unermeßlichen Sandmeere als Inseln zu betrachten
sind; sonst ist sie eine todte Sandfläche ohne Gewächse und
Thiere. Und doch wird diese Wüste von vielen tausend Men-
schen alljährlich durchwandert. Die Reisenden wählen die beste
Jahreszeit, versammeln sich zu Hunderten und bilden einen Zug,
Karavane genannt. Sie führen Lebensmittel, Zelte, Wasser in
ledernen Schläuchen mit sich und laden alles dies auf Kameele.
Jene Oasen sind für solche Züge außerordentlich wichtig; denn
hier findet der Mensch und sein Lastthier nach den überstandenen
Mühseligkeiten Wasser und Früchte zur Labung; hier kann er
seine Zelte aufschlagen und der Ruhe pflegen. Ueber die ganze
Ebene erblickt das Auge nur leichten Flugsand, der, vom Winde
getrieben, die Luft als feiner Nebel erfüllt. Wo der Sand fehlt,
kommen Felsenstücke, meist Kalksteine vor, oder der Boden ist
mit grobem Kies belegt. An einzelnen Stellen der Wüste gelingt
es, durch angestrengte Nachgrabungen Wasser zu erhalten, wel-
ches dann zuweilen reichlich fließt, aber nicht selten salzig und
trübe ist. Dergleichen Brunnen werden jedoch, wenn sie mit
Sand verweht sind, nicht wieder aufgefunden, und die Reisenden
können ihre leeren Schläuche nicht füllen. Einst mußte eine
Karavane von 2000 Personen und 1800 Kameelen vor Durst
jämmerlich umkommen, weil ein Ruheplatz, auf den man rech-
nete, kein Wasser mehr darbot. Der Samum, ein trockner
heißer Wind, ist dort allen athmenden Wesen höchst gefährlich.
Die Körper von Menschen und Thieren, welche in der Wüste
umgekommen sind, gehen nicht in Fäulniß über, sondern werden
so ausgedörrt, daß z. B. ein daliegendes Kameel, das im vor-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Das Pflanzenreich.
387
nen liefert, wächst in Asien wild. Der Samen ist ein Lieblings-
futter vieler Vögel und gibt ein gutes Oel. Die frische Pflanze
wirkt betäubend. — Die Pappeln, und zwar die Silber-
pappel, die Espe, die gemeine, die italienische und die Bal-
sampappel haben ein schnelles Wachsthum, werden jedoch von
vielen Insekten heimgesucht. — In dieser Klasse befinden sich
auch die meisten Palmen, die aber nur den warmen Ländern
angehören. Die Palmen haben einen starken schuppigen Stamm,
der bei einigen Arten ganz niedrig, bei andern über 150 Fuss
hoch wird, keine Aeste, sondern oben einen dicken Busch von
grossen Blättern und dazwischen Blüthen oder Früchte trägt.
In der 23. Klasse kommen auf einer Pflanze dreier-
lei Blumen vor, Zwitter, dann solche, die lauter Staubfäden,
und ferner solche, die nur Stempel tragen. Da die Kenn-
zeichen nicht recht haltbar sind, so lässt man gegenwärtig
diese Klasse eingehen und stellt die Gewächse derselben unter
andere. Es gehören hierher die Ahorne.
Zur 24. Klasse sind diejenigen Gewächse gezogen wor-
den, an denen man keine Blüthen, Staubfäden und
Stempel wahrnehmen konnte, die aber doch einen staub-
artigen Samen tragen. In dieser Klasse sind mehr Pflanzen-
arten vorhanden als in allen vorangegangenen insgesammt.
Man macht aus ihnen 4 Hauptabtheilungen: Farrenkräuter,
Moose, Schwämme und Flechten. — Bei den Far-
renkräutern kommen aus der Wurzel gewöhnlich lang-
stielige gefiederte Blätter. Diese haben auf der Rückseite
in eigenen Pünktchen eine Menge Kapseln, welche den
Samen einschließen. Die Pflanzen stehen gern an feuch-
ten, schattigen Orten, in Wäldern, Hohlwegen, im Gebirge
zwischen Steinen und Felsenklüften. Bei einigen Arten werden
die Blätter 2 bis 3 Fuss, bei andern kaum eine Spanne lang.
Die meisten verbreiten einen eigenen Geruch. Von manchen
gebraucht man die Wurzel als Arznei. In unserm Hochgebirge,
wo ganze Berglehnen mit Farrenkräutern bedeckt sind, brennt
man sie zu Asche für die Seifensieder. — Die Moose sind
mannigfach gestaltet. Man findet sie auf Sümpfen, feuchten
Wiesen und an alten Baumstämmen. Die kalte Zone ist
besonders reich an Moosen; dort wachsen sie sogar unter dem
Schnee und liefern den Rennthieren eine gesunde Nahrung. —
Die Flechten zeigen sich als ein schorfartiger Ueberzug an
Wänden, Dächern, Bäumen und Steinen in verschiedenen Fär-
bern Sieht man diesen Ueberzug genau an, so nimmt man
wahr, dass er aus einem Blätterwerk besteht, zwischen dem
sich Kügelchen, Knäulchen oder Näpfchen befinden, und das sind
Der Sinai.
269
Das Hirschberger Thal ist eine der freundlichsten Partieen
des Riesengebirges, das vom Bober durchströmt wird. Hier
sind die merkwürdigsten Orte: Warmbrunn, das weltberühmte
Bad, dem so mancher Gichtkranke seine Heilung verdankt —
Fischbach, der liebliche Sommeraufenthalt des verstorbenen
Prinzen Wilhelm — und Erdmannsdorf, das Friedrich Wil-
helm m. zu einem Lustorte umgeschaffen hat.
* Der Sinai.
In seltsamen Umrissen, düster und drohend, steigen die
Vorberge des Sinai in die Höhe, steil und wild durcheinander
geworfen, als wollten sie jeden Zutritt zu dem innern Heilig-
thume verwehren. — Das eigentliche Gebirge besteht aus Por-
phyr und Granit. Von der Gluth der Sonne geschwärzt, von
dem Anprall der Gewitterstürme zerrissen, bald überhängend,
bald senkrecht aufgerichtet, nehmen die Felsen immer wunder-
samere Formen an. Ueber die rothbraunen Flächen der Granit-
wände sieht man hier und da wilde Streifen von dunkelblauer
Stahlfarbe gezogen, gleich als hätte der Blitz darin seine
Feuerbahn durchlaufen, als hätte der Finger Gottes auf diese
Felsen seinen Namen geschrieben. Die Thäler des Sinai sind
zum Theil wüst und öde, mit ungeheuren Steinblöcken und
Felsengeröll überlagert oder mit Triebsand überdeckt; andere
dagegen sind fruchtbar und wohlbewässert. In den Betten der
Winterströme wächst Gebüsch und Weide genug für die Heer-
den eines wandernden Hirtenvolkes. Ein Thal besonders, wel-
ches sich durch die Bergstrecken windet, ist lieblich. Dort
blüht die vaterländische Königskerze auf sonnigen Hügeln;
hochstämmige Dattelpalmen treten am Quell gesellig zusammen;
prachtvolle Schmetterlinge gaukeln durch die klare Luft; und
während das freigelassene Kameel des Pilgers am Ginster
rupft, lockt ihn selber ein Honiggeruch in das baumhohe
Tamariskengebüsch, an dessen Zweigen das Manna wie geron-
nene Thautropfen, wie glänzende weisse Perlen hängt. —
Von hier aus tritt man in das Scheikthal, welches im wei-
ten Bogen die Nordseite des innern Gebirges umkreist und ernst
und grossartig bis an den Fuss des höchsten Gipfels empor-
führt. Eine breite schöne Ebene bildet den Vorplatz des hei-
ligen Berges. Sie ist mit Gesträuch und Kräuterbüschen beklei-
det; aber nackt, mit zersplitterten Spitzen umschliesst das
Granitgebirge diesen Raum, und in feierlicher Erhabenheit ragt
die dunkle Vorwand des Horeb empor. Seitwärts führt eine
enge Felsspalte bis zum Rücken des Berges hinauf in ein tiefes,
von Gebüsch begrüntes Becken, um welches 12 Bergspitzen
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Fischbach Wilhelm Friedrich_Wil- Friedrich
Die Insel Rügen.
271
-wird von Westphälingern bewohnt, die schon vor 600 Jahren
eingewandert sind, aber dennoch ihre eigenthümlichen Sitten
und ihre Tracht bewahrt haben. — Wenn du auf der Insel
umherwanderst, so führt dich der Weg über Berg und Thal,
Feld und Wald, Haideland und Dünenland, Sumpfland und
Felsland. Willst du die ganze Insel wie eine Landkarte vor
dir sehen, so musst du entweder auf das schöne Jagdschloss
des Fürsten von Eutbus steigen, oder auf den Rugard, den
höchsten Berg der Insel bei der Stadt Bergen. Von hier aus
erblickst du gegen Norden den Leuchtthurm, der oben rund-
herum zolldicke Glasscheiben hat, hinter welchen in schön
polirten Hohlspiegeln von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang
viele Lampen ihr Licht in die See hineinsenden, damit die
Sehrte in dunkler Nacht nicht gegen das Vorgebirge anfahren
und scheitern. Weiter rechts vom Thurme erhebt sich ein
grüner Waldrücken, der unter seinen herrlichen Buchen und
Rüstern einen See birgt. Um den See zieht sich an einer
Seite ein hoher, mit Bäumen besetzter Wall, hier ist der
Herthasee und die Herthaburg, wo die alten Rügener die Göttin
Hertha verehrten. Die Sklaven, welche die Göttin in ihrem
mit weissen Kühen bespannten Wagen umhergefahren hatten,
wurden in den dunklen Fluthen des Sees versenkt. Nicht weit
Die Stubbenkammer.
davon ist ein steiler 500' hoher Kreideabhang, der gegen den
See hart abfällt, die Stnbbenkammer. Eine steile Schlucht, in
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Die Haiden in der Mark.
277
Fischer und Fischerinnen; der Rauch schlängelte sich von ihren
gastlichen Hütten durch die Kieferwälder, und jeder Fremde,
der an ihre Schwelle trat, war willkommen. — Die sind nicht
mehr. Der Deutsche vernichtete ihre Götterbilder; er ver-
brannte ihre Wohnungen, er machte sie zu Sklaven, oder
scheuchte sie in die Sümpfe.
Da zumal sind die Haiden lang und öde, wo die Marken
an die Lausitz stossen. Kaum mit dürrem Haidekraut ist auf
lange Strecken der unfruchtbare Boden bewachsen, und die
Kiefern starren traurig in die Wolken. Hierhin folgte kaum
der Zorn des Sachsen dem flüchtigen Wenden. Er liess ihn
sitzen in den Sumpfwäldern der Spree und auf den Sand-
flächen, wo nur der Buchweizen gedeiht. — Lange noch ward
hier wendisch gesprochen weit und breit, und noch jetzt sitzt
ein zerstreutes, vereinzeltes Völkchen dort, hangend an alter
Sitte und Sprache.
Durch diese Haiden führte der alte Weg ins Sachsenland
und nach Böhmen. Wer ihn zog, sah sich wohl vor. Der
Herbergen gab es kaum eine, auch Schlösser und Grenzbnrgen
wenige. Und wenn ein einzelner Wanderer allein des Weges
zog, war ihm doch die Einsamkeit fast lieber, als wenn er im
Busch das Laub rascheln hörte. Er bekreuzte sich und
horchte, und mit verhaltenem Athem schritt er vorsichtig zu.
Wie schauten zwei Wanderer, die sich begegneten, jeder den
andern von fern an, ehe sie näher traten! Und so sie mit
einander sprachen, wogen sie die Worte ab. Und war’s
geschehen, und waren sie aneinander vorüber, dann nahm jeder
wohl noch die Hacken in die Hand; wer war sicher, ob der
andere nicht hinter ihm Kehrt machte und hinterrücks ausführte,
was er Stirn gegen Stirn nicht gewagt! Und die rohen Holz-
kreuze hie und da am Wege, wo Einer erschlagen ward, und
fromme Leute hatten es ihm errichtet, gaben Grund genug
zu solcher Furcht. Da bleichte wohl gar im Dickicht ein
weisses Gebein, und es waren keines Pferdes, keines Hundes
und keines Wolfes Knochen. Oder sie hatten, wenn gute
Leute einen Schnapphahn fingen, und er gerichtet ward, an
Ketten ein Glied von ihm am Baum aufgehängt. Auch Stein-
haufen sah man dort. Wo ein Mann unter schlimmen Händen
blutete, ist’s jedes Vorübergehenden fromme Pflicht, dass er
einen Stein hinwirft; denn wer errichtet dem Armen einen
Leichenstein? So werden aus den Steinlein grosse Haufen,
und der fromme Wandersmann betet still für die Seele und
weiss doch nicht, wem es gilt, ob es ein Feind ihm war
oder ein Freund.
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278
Geographische Schilderungen.
Schon im Sommer, wenn der Himmel klar ist und die
Sonne niederbrennt auf die Kiefern und Haidefelder, ist die
'Einsamkeit dort gar schaurig. Wenn sich so kein Lüftchen
regt, und die Kiefern schwitzen Harzdünste aus, die die Sinne
befangen, und die Wespen und Bienen summen um die violetten
Haideblütheu; wenn ringsum nichts zu hören ist, als der Specht,
der gegen die Bäume hämmert; und dein eigner Fusstritt, lie-
der Wandersmann, der auf den glatten Kiefernadeln glitscht,
und der Sand ist so heiss, und du kommst nicht weiter: dann
wird dir recht bange in der märkischen Haide, und du horchst,
wenn ein Lüftchen geht und die Kieferwipfel wiegt, wenn die
ausgedörrten Stämme knarren und ein Eichhörnchen von Ast
zu Ast raschelt. Dein Gaumen ist trocken, und du beissest
in die Spitzen der frischen Kiefernadeln, die so gewürzhaft
sind. Es ist dir aber keine Erfrischung. Und das Wasser,
wenn dein Auge es wo sieht, bietet dir auch keine Labung.
Roth, grün und gelb schillert es aus der Tiefe dir entgegen,
von Schilf und Binsen umkränzt, und weisse Mummeln schwim-
men auf dem tückischen Wasserspiegel, und darunter singen
Frösche einen unheimlichen Gesang.
Und ist’s schon so im Sommer, wie erst im Herbst, wie
im Winter, wo das ohnehin sparsame Laubholz sein grünes
Kleid abgeworfen hat, und der Sturm die braunen Blätter über
die Haiden fegt! Der klare frische Wintertag, das ist freilich
ein Weihnachtsfest, und auch die Haiden feiern es mit. Da
strecken aus der weissen Schneedecke die Kiefern ihre dunkel-
grünen Arme und Häupter empor. — Aber es ist nicht immer
Weihnachten im Winter. Das Himmelslicht ist mit düstern
Schneewolken gedämpft, es rieselt kalt und nass herab; es
droht unheimlich, und kalte Stürme peitschen die Wolken.
Dann ist’s in den Haiden schauerlich; und wen der Wind
treibt, und der Schnee ereilet, und er hat den Weg verloren
und sucht ein Obdach, das er nicht weiss, und die Nacht
kommt über ihn — dem sei Gott barmherzig!
* Die Marschen an der Nordseeküste.
Die Nordsee ist an den deutschen Küsten bis weit vom
Strande hinaus sehr seicht. Eine lange Reihe von Sandbänken
umgibt die Küste in meilenweiter Entfernung. Bis zu ihnen
hin wird bei der Ebbe der Boden ganz oder fast ganz trocken,
so dass man von einer Insel zur andern waten kann. Daher
heisst dies Land „das Watt.“ Zur Fluthzeit steht das Wasser
einige Fuss hoch über dem Watt. Der erdige Niederschlag,
den die Flüsse dem Meere zuführen, legt sich an die Küste
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Allgemeine Eigenschaften der Körper.
anwenden; denn die Theile dieser Dinge hängen mehr oder weniger
stark aneinander. Dieses Festhalten nennt man den Zusammen-
hang. Die Theile mancher Körper, die des Holzes und der
Metalle, sind so fest an einander, daß große Gewalt erforderlich ist,
um sie zu trennen. Bei andern dagegen, z. B. beim Wasser und
Oel, geschieht die Trennung leicht. Hier verschieben oder sondern
sich die Theilchen schon durch die leiseste Berührung. Die erstern
heißen daher feste, die letztem flüssige Körper.— Einige Natur-
forscher haben Versuche über die Stärke und Festigkeit der Körper
angestellt. Sie ließen gewisse Körper von gleicher Länge und Dicke
durch ein Gewicht zerbrechen oder zerreißen und schrieben dann
demjenigen die größte Stärke zu, welcher zum Auseinanderbringen
das meiste Gewicht erforderte. Auf diese Art fanden sie, daß
Stahl, Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Zinn, Blei, in der Ord-
nung, wie sie hier folgen, abnehmende Festigkeit besitzen: Stahl
also die größte, Blei die geringste. Die Hölzer stellt man nach
ihrer Stärke so auf: Eiche, Erle, Rothbuche, Esche, Weißbuche,
Weißdorn, Weide, Tanne, Ulme, Kirschbaum, Linde, Birnbaum,
Pflaumbaum, Fichte. Durch jene Versuche erfuhr man ferner, daß
ein seidener Faden drei mal mehr aushält als ein eben so dicker
leinener; daß ein ungebleichter Faden fester ist als ein gebleichter;
daß ein stark gedrehter Strick weniger trägt als ein schwach gedrehter.
Wie nützlich solche Kenntnisse von der Festigkeit der Körper sein
müssen, wird jeder leicht einsehen. Weiß man, wie viel mal ein
gewisses Holz oder Metall stärker ist als ein anderes, so kann man
sich beim Bauen von Häusern und Mühlen, beim Verfertigen von
Wagen, Behältnissen, Werkzeugen und Gerätschaften darnach rich-
ten. Manche Gegenstände können fester gemacht werden, als sie
ursprünglich sind; z. B. Tuch und wollene Zeuge durch das Walken,
die Metalle durch ein mäßiges Hämmern. Gewisse Zusätze vermeh-
ren die Festigkeit eines Metalles; auch sind zwei Metalle, mit einan-
der vereinigt, gewöhnlich stärker, als jedes allein war. So hält ein
Gemisch von Blei und Zinn besser, als Blei oder Zinn für sich.
Messing ist fester als Kupfer und Zink, woraus man es verfertigte.
Die Festigkeit der Körper richtet sich nicht immer nach ihrer Dichtig-
keit; denn Gold ist viel dichter als Eisen und doch bedeutend schwächer.
6. Bewegbarkeit. Wird ein Körper getheilt, so bleiben die
Theile nicht auf der Stelle, wo sie waren, sondern sie kommen auf
eine andere. Auch ganze Körper können auf einen andern Ort
gesetzt werden, als der ist, wo sie eben sind; der Tisch, das Buch,
die Tafel lassen sich weiter rücken oder forttragen; selbst ein Haus
kann man niederreißen und auf einem andern Platze wieder bauen,
und Sturmwinde haben wohl die größten Gebäude umgestürzt. Es
können daher die Körper ihre Stelle verlassen, und indem dies
318
Geographie.
Parana und Uraguay. Große Seen sind im Norden des
Erdtheils: Ontario, Erie, der Obersee, der Winnipeg-
und der Skkavensee. — Nordamerika hat weite Ebenen
am Missisippi; sie sind mit hohem Grase bewachsen und werden
Savannen genannt. In Südamerika gibt es noch bedeutendere
Flächen am Silberflusse und dem Marannon, die Pampas,
welche zwar mitunter salzhaltigen Boden enthalten, jedoch viel
grasreicher als die asiatischen sind.
Obschon ein Theil von Amerika unter den Gleicher fällt, so
herrscht doch nirgends eine afrikanische Hitze; denn die Länder
zwischen den Wendekreisen liegen dort sehr hoch und in der Nähe
des kühlenden Meeres. In den gemäßigten Zonen herrscht beträcht-
liche Kälte. Der Boden zeigt im Allgemeinen eine außerordent-
liche Fruchtbarkeit: große Wüsten sind nicht vorhanden. Das
Pflanzenreich findet man in ausgezeichneter Fülle. Unter den
Waldbäumcn gibt es Tannen, Cypressen, Cedern, den Maha-
gony- und Brasilienbaum, gegen 50 Arten von Eichen, viele
Arzneigewächse. Mehrere Pflanzen sind aus andern Erdtheilen
dahin versetzt und gedeihen ausnehmend; so der Kaffeebanm, das
Zuckerrohr, der Indigo, die Baumwollenstaude, unsere Obst-und
Getreidearten. Viele amerikanische Gewächse sind dagegen die
Zierde unserer Gärten; eines darunter, die Kartoffel, ist ein
Hauptnahrungsmittel geworden. Von Säugethieren besaß Ame-
rika nicht viele. Unsere Hausthiere, Pferde, Rinder, Schafe,
Schweine, Hunde, wurden erst aus Europa dahin gebracht, haben
sich jedoch so vermehrt, daß man in den weiten südlichen Ebenen
zahllose Heerden wilder Pferde und Rinder antrifft und jährlich
Tausende blos der Häute wegen, die ein wichtiger Handelszweig
sind, erlegt. Das mitternächtliche Amerika nährt viele Pelzthiere,
als: Seeottern, Fischottern, Biber, Bären, Wölfe und Jaguare.
Auch trifft man daselbst den Bison, einenchnlden Ochsen, Hirsche,
Rehe, Rennthiere und den Tapir. Im Süden sind Beutelthiere,
Gürtelthiere, das Lama und eine Menge Affen aus dem Geschlechte
der Meerkatzen einheimisch. Eine Unzahl von Vögeln belebt die
Wälder, Gebüsche, Wiesen, Felder, und Gewässer, vom klei-
nen Kolibri bis zum großen Kondor; sie zeichnen sich durch selt-
same Gestalt, prachtvolles Gefieder und herrlichen Gesang aus.
Die Amphibien sind häufig und zum Theil gefährlich, wie die
Klapperschlange, die Boa, der Kaiman.— Der Erdtheil enthält
die metallreichsten Länder, in denen Gold, Platina, Silber,
Kupfer und Eisen gefunden werden.
Das Menschengeschlecht steht an körperlicher und geistiger
Kraft den Bewohnern der östlichen Erdhälfte nach. Man nennt
noch jetzt die Eingebornen Indianer oder Wilde. Sie bildeten
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TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Ontario Nordamerika Südamerika Amerika Europa Amerika
322
Geographie.
meilenweit alle Felder und Gärten. Neunzig Schiffe, mehrere
hundert Häuser, über 300 Menschen waren in dem Zeitraume
von wenig Minuten vernichtet. — Die meisten der westindischen
Inseln zeichnen sich durch ungemeine Fruchtbarkeit aus. Ihre
Haupterzeugnisse bestehen in Zucker, Kaffee, Baumwolle, Tabak,
Indigo und Mahagoniholz. Die Bewohner sind Europäer, deren
Nachkommen und Neger. Kuba, die größte der Antillen, und
Portoriko gehören den Spaniern; Jamaika, Antigua,
Barbadoes, Trinidad und andere den Engländern. Frank-
reich besitzt Martini! und Guadeloupe. Die Holländer
haben Curassao und Aruba.
Australien.
So nennt man das Festland Neuholland nebst einer
Menge Inseln im stillen Weltmeer, die größtentheils
erst im vorigen Jahrhundert nach und nach entdeckt worden sind.
Die Kenntniß von Neuholland reicht nicht weit über die Küsten
hinaus. An der Ostküste hat man Gebirge überschritten, die so
hoch als die Karpathen sind, und herrliche Landschaften gefunden.
Gegen tausend Pflanzenarten wurden entdeckt. Unter den Thie-
ren ist hier das Känguruh und das merkwürdige Schnabelthier.
Es gibt dort viele Cedern und Akazien; auf der nahe liegenden
Vandiemen-Jnseln stehen Eukalyptusbäume von 160 Fuß
Höhe und 30 Fuß im Umfange. Treffliche Weiden nähren
zahlreiche Heerden feinwolliger Schafe von europäischer Abkunft.
Die Eingebornen von Neuholland scheinen zum Negerstamme zu
gehören. Sie sind bald schwarz, bald braun; das Haar ist bei
den meisten kraus, der Kopf affenartig, die Lippen sind dick,
die Augen liegen tief. Sie haben fast keine Bedeckung, bemalen
den Körper, besonders das Gesicht und tragen Knochen oder
Rohr in dem durchbohrten Nasenknorpel. Ihre Nahrung besteht
in Fischen, Muscheln, wildwachsenden Früchten und Wurzeln;
vom Ackerbau wissen sie nichts. Sie besitzen elende Hütten aus
Baumzweigen, kein Hausgeräth; selten sieht man bei ihnen Kähne
aus Rinde. Die in Wäldern wohnenden erklettern äußerst schnell
und geschickt die höchsten Bäume, um Thiere zu erhaschen. Sie
sind falsch und rachsüchtig; ohne alle Veranlassung überfallen sie
die Fremden, mit denen sie so eben freundlich umgingen, und
einen Augenblick darauf sind sie wieder ruhig und gleichgiltig.
Ihre Waffen bestehen in Schilden von Holz oder Rinde, in
Speeren von 12 Fuß Länge, welche sie auf hundert Schritt mit
großer Sicherheit werfen. Feuer machen sie durch Zusammen-
reiben zweier Hölzer an. Die Engländer haben aus der Süd-
küste eine Niederlassung gegründet, deren Hauptstadt Sidney
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Extrahierte Personennamen: Martini Curassao
Extrahierte Ortsnamen: Kuba Jamaika Antigua Trinidad Guadeloupe Aruba Australien